Fotografie
25. Februar 2024 - 16. Juni 2024
Maziar Moradi: Ich werde deutsch

Maziar Moradi Ich werde deutsch
Ohne Titel. Aus der Serie Ich werde deutsch, 2008 - 13
Maziar Moradi
„Wie gelingt Integration?“ In Zeiten einer anhaltend hohen Fluchtmigration ist diese Frage zum Politikum geraten, die in einem Spannungsfeld von Willkommenskultur und Abschottung diskutiert wird. Dabei ist Migration kein neues Phänomen, sondern spätestens seit den Jahren des Wirtschaftswunders ein fester Bestandteil der deutschen DNA. Trotzdem klammern die aktuellen Debatten oft die Erfahrungen der Migrantinnen und Migranten aus, die längst hier leben. Die Fotoserie „Ich werde deutsch“ von Maziar Moradi beschäftigt sich genau damit.

In großformatigen Bildern reinszeniert er die Erlebnisse von Menschen, die ihr Heimatland
verlassen haben, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen, oder hier als Kinder von
Einwandererfamilien geboren wurden und schon lange Teil der deutschen Gesellschaft sind.
In opulenten Szenen visualisiert er Momente und Episoden ihres „Deutsch-werdens“ und
zeigt so die Widrigkeiten, die persönlichen Leistungen und die Meilensteine eines langen
Prozesses, von dem niemand genau weiß, wann er abgeschlossen ist. Moradi arbeitet dabei
nicht dokumentarisch, sondern konzeptionell. Seine Aufnahmen wirken wie Standbilder eines
Films, die aus dem Fluss der Zeit herausgerissen wurden. Was genau passiert ist, erläutern
in manchen Fällen Texte, die von den Protagonistinnen und Protagonisten der Geschichten
selbst verfasst wurden, während es in anderen Fällen den Betrachterinnen und Betrachtern
überlassen bleibt, das Dargestellte zu deuten.

Tegel. Aus: Ich werde deutsch - die Anfänge. 2015 - 2016
© Maziar Moradi

Diesen rätselhaften Szenen steht eine Serie von Bildern gegenüber, welche die harte
Realität von Migrationserfahrungen zeigt. „Ich werde deutsch – der Anfang“ dokumentiert die
Orte, an denen das Leben in Deutschland für viele Migrantinnen und Migranten beginnt.
Maziar Moradi fotografierte in den Jahren 2015/16 die unterschiedlichen Gebäude und
Unterkünfte, in denen Geflüchtete nach ihrer Ankunft untergebracht werden.

Die ungewohnt sachliche Bildsprache der Aufnahmen betont die Behelfsmäßigkeit und Isoliertheit dieser
Orte, die eine Art Pufferzone zwischen altem und neuem Leben darstellen. Sie befinden sich
zwar überall in Deutschland, sind aber trotzdem nicht Teil des täglichen Lebens hier. Sie
stehen synonym für eine existenzielle Ausnahmesituation, die dem Prozess der Integration
vorangeht und sich unweigerlich auf diesen auswirkt.

Maziar Moradi (*1975)
Der deutsch-iranische Fotograf studierte Kommunikationsdesign mit
dem Schwerpunkt Fotografie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg bei Vincent Kohlbecher. Seine
künstlerische Arbeit speist sich aus biografischen Erfahrungen und beschäftigt sich mit
verschiedenen Facetten von Migration. Moradis Fotoprojekte wurden vielfach ausgezeichnet,
unter anderem mit dem Otto-Steinert-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie und
dem Preis für Dokumentarfotografie der Wüstenrot Stiftung.

Kuratorin: Daniela Yvonne Baumann

Eröffnung: Samstag, 24. Februar 2024, 19 Uhr
Auch live auf Stadthaus – YouTube

Öffentliche Führungen:
Sonntag, 24. März 2024, 14:30 Uhr
Donnerstag, 2. Mai 2024, 18 Uhr

Rahmenprogramm:
Mittwoch, 1. Mai 2024, 15 Uhr
Liebe, D-Mark und Tod - Aşk, Mark ve Ölüm
Ein Musikfilm auf Deutsch und Türkisch
2022, Regie: Cem Kaya
im Saal, Ebene 1
Zur Einstimmung: der Ulmer Saz-Spieler Ali İlhan live
Einheitspreis: € 5 pro Person

Internationaler Museumstag, 19.5.2024
20-Minuten-Führungen durch alle drei Ausstellungen im Haus, Beginn jeweils 12 Uhr und 13:30 Uhr in jeder der drei Ausstellungen (kostenlos am Museumstag)

Teilnahme Führungen:
€ 4,00 Erwachsene, € 1,50 Kinder, € 0,50 ab dem zweiten Kind einer Familie
Anmeldung hier oder unter 0731 161 7700